Sex im Kopf 7

Er sitzt am Steuer seines Autos, der Verkehr fliesst zäh wie Honig, sein Blick streift über den Bürgersteig. Dort sieht er diese Frau: schlank, schön, sexy. Nein, sie ist ganz sicher nicht die Liebe seines Lebens. Sie ist die höllische Hitze des Moments. Sie ist für einen Moment alles, was er will.

Seine Reaktion ist reflexartig, automatisch und wahrscheinlich die heftigste, die er an diesem Tag haben wird. Alles, was sonst wichtig scheint, ist plötzlich ausgeblendet – Seine langjährige Beziehung, der vor ihm liegende Tag, seine Pflicht, die Augen auf die Ampel zu richten. Er hat schlagartig die Kontrolle verloren. Warum das? Sein Gehirn ist eine sexuelle Kommandozentrale.

Wenn er das Objekt seiner Begierde erblickt, hellt der Neurotransmitter Dopamin Stellen auf, die tief in seinem Hirn liegen. Dies ruft Gefühle der Motivation, der Freude und Belohnung hervor (Kokain funktioniert übrigens genauso). Er verspürt einen Adrenalinstoss. Sein Herzschlag wird schneller. Das Stammhirn gibt Phenylethylamin (PEA) ab, um den Informationsfluss zwischen den Nervenzellen zu beschleunigen. Das weibliche Gehirn arbeitet ganz anders als seines.

Männer sind auf Schönheit, Form und Besessenheit gepolt. Frauen dagegen suchen unbewusst nach einem Partner, der gesunde Kinder zeugen, sie beschützen und versorgen kann.

Die weiblichen Ziele sind auf Langfristigkeit programmiert, die der Männer oft schockierend kurzfristig. Und das wissen die Frauen. Deshalb drücken sie die kurzfristigen Knöpfe so erbarmungslos – schliesslich weiss frau ja nie genau, wann ein passender Partner gucken könnte. Die Frau auf dem Bürgersteig hat jedenfalls erreicht, was sie unbewusst wollte: Er zittert. Hupen er sie an? Er könnte damit sein gesamtes Leben ruinieren.

Während Sie beide auf grünes Licht warten, sortiert Ihr Gehirn Informationen, es fällt Entscheidungen und setzt Aktionen in Gang. Das ist mein Stichwort. Ich kenne die Gehirnprozesse, die hinter den Versuchungen stecken. Und ich kann Euch helfen, Ärger zu vermeiden. Hier könnt ihr mehr über das grosse Sexorgan zwischen Euren Ohren erfahren. Um das kleinere zwischen Euren Beinen in Zukunft besser kontrollieren zu können.

Schon von Anfang an, seit er ein Zellklumpen im Bauch seiner Mutter war, wurde er von Testosteron beeinflusst. Das vererbte Y-Chromosom, das ihn männlich macht, löst insgesamt zwei Testosteron-Schübe aus, die sein Hirn und seinen Körper verändern.

Der erste programmiert das männliche Hirn, das stärker an Objekten, Aktionen und Wettbewerb interessiert ist. Der linke (parietale) Gehirnlappen entwickelt sich im Testosteron-Bad und hilft ihm, Dinge dreidimensional zu visualisieren (wichtig, wenn er Bälle fangen oder eine Frau beim Überqueren der Straße beobachtet). Es fördert auch seine mathematische Begabung (so kann er schätzen, dass sie ungefähr Körbchengröße 75D hat). Ausserdem peppt Testosteron den Hypothalamus auf, den Hirnbereich, der sein Interesse an Sex steuert. Der männliche Hypothalamus ist etwa doppelt so gross wie der weibliche.

Warum ihn ein Porno fesselt:

Nein, er ist nicht oberflächlich, nur weil er nicht wegschauen kann, wenn Rocco seinen Riemen ansetzt. Der visuelle Bereich des männlichen Gehirns tendiert dazu, seine Gefühle zu beeinflussen.

Die Amygdala , die Emotionen und Motivationen kontrolliert, ist bei Männern während einem Porno aktiver als bei Frauen – obwohl beide Geschlechter ein gleich hohes Interesse an dem Material bekunden. Für die Männer ist es eben nicht nur ein Porno, sondern etwas Persönliches. Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass sich Männer zu Pornografie im Allgemeinen stärker hingezogen fühlen als Frauen.

Um der Tyrannei durch das Visuelle zu entgehen, müssen er den verantwortungsbewussten präfrontalen Cortex starten, indem er sich selbst fragt: Was ist mein Ziel in der Beziehung? Antwort: Rechtzeitig die DVD zurückbringen, ehe meine Freundin sie findet – das kann ihn nämlich von den kurzfristigen, erotischen Visionen ablenken.

Warum er sich vor schönen Frauen wie ein Trottel benimmt

Schöne Frauen bringen das männliche limbische System (die Amygdala und andere Gehirnstammstrukturen, die für Emotionen zuständig sind) dazu, gleichzeitig aktiv zu werden. Dann spielt der präfrontale Cortex verrückt, und der Bereich für die Urteilsfähigkeit ist ausgeschaltet. Deswegen haben die Kellnerinnen in Las Vegas so kurze Röcke an.

Warum er anderen Frauen Hinterherschaut

Das Vasopressin ist schuld. Dieses Hormon reguliert sexuelles Selbstbewusstsein, Ausdauer, Dominanz und territoriale Markierung. Und Männer haben eine ganze Menge davon! Bei Versuchen mit männlichen Wühlmäusen teilte der Vasopressin-Level die Kandidaten in zwei Gruppen: Familienväter, die brav zu Hause blieben, und die Helden für eine Nacht. Die Hormon-Niveaus sind vermutlich genetisch festgelegt, aber je mehr er dem Vasopressin nachgibt und Mädels nachsteigt, desto mehr von dem Hormon produziert sein Körper.

Warum sie „Oh, Gott!“ schreit, wenn sie einen Orgasmus hat

Falls Du jetzt ohne zu zögern an Dich und Deine Fertigkeiten im Bett gedacht hast: Vergiss es! Mit ziemlicher Sicherheit hat das nichts mit Dir zu tun. Schuld ist vielmehr die rechte Hemisphäre des weiblichen Hirns, die eben nicht nur für den Orgasmus zuständig ist. Als Forscher diese stimulierten, hatten die Testfrauen verstärkt auch religiöse oder spirituelle Erfahrungen.

Wenn eine Frau in höchster sexueller Ekstase „Oh, Gott!“ stöhnt, liegt das also nur daran, dass dieses Wort bei ihr in derselben Ecke abgespeichert ist. Auch Musik und Tanz stimulieren die rechte Hemisphäre. In der Disko bist Du mit Deinen Flirtversuchen also sicher besser aufgehoben als beim sonntäglichen Kirchgang.

Bei Fragen und Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an Frau Doktor Bluetime :o)

Quelle:Psychologie Heft 3

7 thoughts on “Sex im Kopf

  1. Reply Rockgöre Aug 13,2008

    Da sind wir heute doch zwei wichtigen Dingen auf die Spur gekommen.. ;-)

  2. Reply Bluetime Aug 13,2008

    lach fränzi, das dachte ich grad eben bei dir drüben auch:-))

  3. Reply Rockgöre Aug 13,2008

    Komm, jetzt machen wir einen auf Männerversteherinnen…  ;-)
    (Wie wenn man das jemals könnte…)

  4. Reply dan Aug 13,2008

    Diese Beschreibung passt perfekt.
    ;-)

  5. Reply goggi Aug 13,2008

    Also iiiich schaue NIEEEEE einer Anderen hinterher :-) :-) :-)

  6. Reply theswiss Aug 14,2008

    Mit Sex im Kopf ist nicht Oralverkehr gemeint???

  7. Reply rouge Aug 14,2008

    Eben, die Hormone sind ein zu mächtiger Gegner. Was will man da machen? ;-)
    @ theswiss: lol!

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