bananige Wahrheiten

Geliebt, gehasst, kultiviert – und missbraucht. Die Banane begleitet uns durchs Leben, aber was wissen wir von ihr?

Am Anfang war die Banane. Die erste vom Menschen kultivierte Frucht. Und wofür hat sie seitdem nicht alles herhalten müssen! Pechvögel rutschen auf ihrer Schale aus, Affen haben sowieso nichts anderes im Kopf, und nicht selten ersetzt die süsse Frucht symbolisch oder tatsächlich den männlichen Penis. Das Objekt der Begierde hat viele Reize. Für die einen ist die Banane das tägliche Brot, geschätzt wegen ihres Reichtums an Vitaminen und Nährstoffen, andere halten sie gar für heilig.

  • 1. Bei der Banane handelt es sich um eine Beerenfrucht, die in Trauben wächst. Bis zu 16 Früchte spriessen in mehreren Kränzen dicht übereinander an der Staude. Dabei streckt sich jede einzelne Banane dem Licht entgegen. Weil sie aber seitlich aus der Staude herauswächst, muss sie auf dem Weg nach oben einen Buckel machen.

2. Pro Hektar werden jährlich 50 Kilogramm Pestizide in Bananenplantagen gespritzt. Das ist unglaublich viel. Selbst die Kartoffel, für ihren hohen Pestizidbedarf bekannt, kommt mit 4,5 kg auf weniger als ein Zehntel chemischer Substanzen.

3. Aufgrund ihres Nährwertreichtums gilt die Banane als Heilkost bei Magen-Darm-Krankheiten, selbst bei Gicht und Rheuma werden ihr heilende Wirkungen zugesprochen. Neben all den Vitaminen weist die Banane aber auch einen hohen Fructosegehalt auf, 3,40 % genau genommen. Das ist viel, aber nicht so viel wie bei der Kaki, die einen Zuckergehalt von 8 % aufweist. Ausserdem hat selbst die Kiwi (4,60 %) einen grösseren Fructosegehalt. Das schlechte Gewissen machen Sie sich also umsonst.

4. Korruption, Armut, pestizidverseuchte Lebensmittel – muss nicht sein. Bananen mit einem Max-Havelaar- Gütesiegel zum Beispiel garantieren einen umweltschonenden Anbau und vermehrt auch Bio-Qualität. Ferner profitieren Fairtradezertifizierte Bauern von humanen Arbeitsbedingungen, einem Mindestlohn, Schutzkleidung und sozialer Vorsorge. Dafür sorgt auch das Netzwerk EUROBAN, welches mit den lateinamerikanischen Arbeitergewerkschaften (COLSIBA) kooperiert – effektiver Ansatz: der Handel mit unabhängigen Kleinproduzenten.

5. Mit einem Umsatz von 4,88 Milliarden Euro (2009), 64’000 Mitarbeitern und 7’000 Lieferanten in 90 Ländern ist die US-amerikanische Dole Food Company der weltgrösste Anbieter von Obst, Gemüse und Schnittblumen. Seit ihrer Expansion in den 30er Jahren entwickelte sich die Firma zu einem globalen Riesenkonzern, der immer mal wieder Regierungen in kleineren Staaten austauschen liess – oder zumindest die politische Richtung beeinflusste (daher stammt auch der Begriff „Bananenrepublik“). Oft wird Dole wegen seiner Versuche, Kritiker mundtot zu machen, angefeindet. 2009 versuchte Dole die Aufführung des Doku-Streifens „Bananas“ zu verhindern – ein Film, in dem der Einsatz des giftigen, mittlerweile gar verbotenen Schädlingsbekämpfungsmittels DBCP thematisiert wird. Hintergrund: In einem Prozess bekamen Mitarbeiter Recht und holten als Entschädigung für die 10’000 Betroffenen 3,2 Millionen Dollar raus – ein Taschengeld! Für die Indianer ist die Blume der Bananenstaude heilig. Während wichtiger religiöser Zeremonien wie der Hochzeit tragen sie Bananenblumen um den Kopf gebunden. Sie glauben, das bringe Glück.

6. Wenn Sie das nächste Mal im Lebensmittelgeschäft vor den Bananen stehen, lassen Sie jene mit unbefleckter Oberfläche liegen und greifen Sie zu den hässlichen Geschwistern, sie waren während ihres Wachstums einer viel geringeren Dosis Insektiziden ausgesetzt. Denn Insekten mögen Bananen. Sie stechen in die Schale und saugen den Saft raus. An diesen Stellen bilden sich dann kreisrunde, braune Flecken, und die Reifung wird beschleunigt. Das wiederum ist nicht gut für den Export, weshalb über den Fruchtkolben meist mit giftigen Schutzmitteln besprühte Kunststofftüten gestülpt werden.

7. Der Klassiker unter den Eisbechern, das Bananensplit („gespaltene Banane“), kommt aus den USA. Woher genau, darüber streitet man sich. Pennsylvanias Kacknest Latrobe glaubt , dass es 1904 von „seinem“ Limonadenmixer David E. Strickler erfunden wurde. Gleichzeitig reklamiert Wilmington/Ohio die Erfindung für sich. Der Restaurantbesitzer Ernest Hazard habe auf der Suche nach neuen Kreationen einen Wettbewerb lanciert, sei mit den Ergebnissen aber so unzufrieden gewesen, dass er die Kalorienbombe kreierte. Und die sieht folgendermassen aus: Banane längs teilen, Vanille-, Schoggi-, Erdbeereis drauf, mit Schoggi-Sauce, Ananas- und Erdbeersirup verfeinern, Nusssplitter, Schlagrahm und Maraschino- Kirschen drüber – fertig ist das Original. En guete!

8. Bemitleidenswert: Als sei für Latex-Allergiker der Verzicht auf Kondome, Kaugummis und Fetisch- Klamotten nicht traurig genug, muss rund die Hälfte auch auf Bananen verzichten. Schuld daran sind Eiweisse (bei Latex Gummibaummilch, aus der der Stoff gewonnen wird). Und die sogenannte Kreuzallergie, heisst: Bei 50 Prozent all jener, deren Antikörper gegen Latex-Allergene mobil machen, erkennen diese auch Bananen, Avocado und Feigen als Gefahr. Das „Latex Fruit Syndrom“ löst Rötungen, Quaddeln und Jucken der Haut aus, mitunter gar Atem- und Herz- Kreislaufprobleme.

Leave a Reply