Ich habe Euch hier 3 Bücher, die ich leider nicht via Exsila einstellen kann. Wer eins möchte, bitte kommentieren:
Gefährliche Ordnung
Diagnose: Epilepsie
Epilepsie schreckt und fasziniert die Menschen gleichermassen. Die Krankheit ist sagenumwoben, geheimnisvoll, hat vielen Schriftstellern Stoff für eindrückliche Schilderungen geboten. Fjodor Dostojewskij litt selbst an Epilepsie; Epilepsiemotive spielen eine wichtige Rolle in vielen seiner Romane, wobei Fürst Myschkin in »Der Idiot« das bekannteste Beispiel darstellt. Thomas Mann ›bewahrt‹ Felix Krull durch einen simulierten epileptischen Anfall vor dem Militärdienst, in Agatha Christies »Mord auf dem Golfplatz« wird die Leiche eines durch einen epileptischen Anfall zu Tode gekommenen Mannes zur Vortäuschung eines Mordes benutzt – die literarischen Beispiele füllen viele Bände. Künstler der verschiedenen Kulturen wählten die Epilepsie als Motiv für Bilder und Skulpturen, und selbst zeitgenössische Darstellungen zeigen ein anhaltendes Interesse an diesem Krankheitsbild in der Kunst.
Das Autorenteam stellt die komplexen Vorgänge rund um die Epilepsie ausführlich, aber allgemeinverständlich dar und läßt direkt Betroffene und Angehörige zu Wort kommen. So vermittelt das Buch kompetent und anschaulich medizinische Kenntnisse und Zusammenhänge und zeigt die Auswirkungen, die diese geheimnisvolle und vielfach fälschlich dämonisierte Krankheit auf den Alltag haben kann.
Brief an mein Leben
Wenn das Leben eine Vollbremsung hinlegt
Eine erfolgreiche Frau klappt zusammen. Der Kommunikationsexpertin, die Vorträge hält, Unternehmen berät und deren Meinung bei den führenden Medien gefragt ist, passiert genau das, wovor Miriam Meckel selbst immer gewarnt hat. Während sie wieder mal eine Flut geschäftlicher und privater E-Mails beantwortet und nebenher den Koffer packt was braucht sie, um auf der Konferenz zu reden, zu joggen und mit Freunden zu feiern?, zieht ihr Körper die Notbremse. Nichts geht mehr. Die Diagnose, Burnout. In einer Klinik im Allgäu beginnt sie, einen ‚Brief an mein Leben‘ zu schreiben. Darin setzt sie sich tastend und suchend damit auseinander, wovon sie sich so lange mit Arbeit und Aktionismus abgelenkt hat. Präzise analysiert sie ihre Gefühle, stößt auf alte Wunden und macht deutlich, was geschieht, wenn wir ständig unterwegs sind und permanent kommunizieren, aber nicht mehr sagen können, was uns glücklich macht. Miriam Meckels Läuterungsgeschichte berührt und rüttelt auf. Noch nie hat jemand, der so aufs Reden und Kommunizieren spezialisiert ist, so offen über das eigene Verstummen und die persönlichen Erfahrungen mit einem Burnout gesprochen.
Im Schneeregen
Hauptfigur Matthias Schwitter ist organisiert: Wohnung, Arbeit, Sport, Ernährung – alles in der vermutet richtigen Menge zur vermutet richtigen Zeit. Mit Beatrice tritt eine Frau in sein Leben, die spontan agiert, einfach «draufloslebt».
Schwitter fügt sich seiner Zuneigung wegen und die Kontrolle schlittert ihm davon: Die Lebensmittel verderben, er liest die Zeitung nicht mehr. Er fürchtet sich davor, dass dadurch «etwas» geschehen könnte, irgendetwas, das nicht geschieht – oder doch? Man findet Schwitter zwischen Einsiedeln und Iberegg im Wald, an eine Tanne gelehnt. Unversehrt, bis auf die Erschöpfung und Unterkühlung und einen verletzten Fuss.
Das Buch zeigt mit dichter Sprache Schwitters Weg bis zur Tanne und ein Stück seines Weges danach. Und wenn Schenk schreibt, dass Schnee und Regen in all ihren Formen in Worte gefasst worden sind, der Schneeregen aber nicht, liest sich das wie eine Metapher: Dass wir glauben, die Dinge kontrollieren zu können – bis sie ihre Form ändern.