Der Alltag…..

…in einer psychiatrischen Gemeinschaftspraxis kann mitunter ziemlich anstrengend sein, selbst für Leute wie mich, die mit dem Helfersyndrom ausgestattet sind.

Wenn ich dann Abends fix und fertig endlich im Zug sitze, der mich nach Hause bringen soll, will ich nur noch eines:R U H E

In der 1. Klasse hat man das eigentlich auch die meiste Zeit, es sei denn, es sind Omas unterwegs die von ihrer Bergwanderung kommen und laut quakend miteinander reden. Das kann ich noch in Kauf nehmen, wirklich, immerhin gibts ja InEars die ich mir reinstöpseln kann. Heute aber war alles anders, der Zug war überfüllt und zu mir hin setzte sich ein gestresster Geschäftsmann mit gelockerter Kravatte (die ich ihm am liebsten……äähm, lassen wir das). Er fuhr den Sitz aus und streckte seine Beine zwischen die meine. Na ja, es gibt wohl schlimmeres, ich fand es aber ziemlich unverschämt, dass er mich dazu noch anzwinkerte. Der Zug kam ins Rollen und ich schloss meine Augen. Irgendwann in Killwangen blieben wir 10 Minuten stehen, dann kam die Durchsage, dass der Zug leider nicht wie geplant nach Baden-Brugg-Basel fuhr sondern mit Umweg über Aarau, was so viel hiess wie: Reisende nach Baden/Brugg durften eine kleine Ausfaht auf Kosten der SBB machen. Der Herr vis a vis von mir nestelte sein iPhone hervor und versuchte, via SBB APP herauszufinden, wann er einen Zug hat von Aarau aus, doch es kam keine Verbindung zu stande. Er fluchte vor sich hin-ich lächelte ihn an. Das hat er nun davon von seinem Gezwinker. Andere riefen ihre Ehefrauen und Männer an, die Freundinnen und die Brüder und Enkelkinder, es war eine riesen Aufruhr.

In Lenzburg wurden wir sozusagen aufs Perron geschmissen, auf Gleis 4 wartete eine S-Bahn mit sage und schreibe 4 Waggons für gefühlte 300 Menschen im Feierabendstress. Ich folgte der Masse und fand zusammengepresst einen Stehplatz. Das telefonieren ging hier weiter, nur dass es noch mühsamer war, jede/r krächzte in sein Handy und so wurde ich Zeugin von einer Dame, dessen Hund nun 1 Stunde alleine zuhause warten musste und sie lauthals ihre Mutter fragte, ob er dann auch Grosses gemacht habe. Vor mir fiepte eine junge Lady nach jedem zweiten Wort *Schaaatz, hör mir mal bitte zu* und hinter mir…..man glaubt es kaum, sprach mein Mitfahrer aus der 1.Klasse in leisem aber bestimmten Ton ins Handy, dass er in Aarau übernachte, es stinke ihm noch nach Hause zu kommen. Ich drehte mich um und er sagte: Danke dass ich nochmals in Ihre grossen blauen Augen sehen darf.

Hmpf….ich hätte im Erdboden versinken können, er aber genoss es sichtlich und schräg drüben zwinkerte mir eine Dame lässig zu.

Nein, an Tagen wie diesen….. da wünscht man sich keine Unendlichkeit….sondern einfach nur so schnell wie möglich zuhause zu sein. Amen.

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