Ernte 1

Der Wein fängt an sich rot zu färben, die Pilze spriessen aus dem Boden, die Luft ist auch Tags über schon kälter, hier und da kommen die ersten Herbstwinde und Nebel steigen stärker auf, lassen den frischen schweren Duft der Erde in die Nase steigen und die Ernte findet in den kommenden Wochen ihren Abschluss. Es wird über das Jahr immer wieder geerntet, aber zum Herbst hin geht die Ernte immer tiefer in die Erde hinein. Zu erst sind es Radieschen, Zwiebeln, zarte junge Möhren, rote Beete sie sind nicht ganz so tief in der Erde, wie dann die Steckrübe, Wintermöhre und Kartoffeln. Ist alles geerntet wird die Erde bearbeitet und vorbereitet für das nächste Frühjahr.

Es sind herrliche Früchte- und Gemüsesorten die uns Mutter Erde jedes Jahr aufs Neue schenkt. Egal wie wir sie behandeln, sie beschenkt uns mit ihrer Güte jedes Jahr aufs Neue mit Nahrung, die uns hilft dieses Leben auf ihr leben zu können. Durch diese Geschenke dürfen wir unseren Körper auf ganz besondere Art erfahren lernen. Unsere Sinne werden durch sie alle angeregt und bereichern unser Leben enorm.

Dieser Prozess der im Aussen statt findet, findet aber auch in uns drinnen statt. Man fängt an viel mehr in sich hinein zu schauen und so manches mal fühlt man sich unglaublich aufgewühlt, wie die Erde nach der Ernte. Man erkennt aber auch die Früchte die man hier und da ernten durfte und sei es das man gelernt hat das Leben noch gelassener zu betrachten. Und dann gibt es in einem drin auch Gemüsesorten die auf den ersten Blick unscheinbar und wertlos erscheinen, aber unglaublich nahrhaft sind. Der Sellerie z. B. hat so viele verknotete Wurzeln, das an ihm die Erde besonders haften bleibt. Gekocht, in Scheiben geschnitten, paniert und gebraten ist er eine unglaubliche Delikatesse. Wenn man zum Herbst hin anfängt mehr in sich zu gehen, entdeckt man auch solche dunklen, verknoteten Knollen in sich und diese lassen einen häufiger mal in Lethargie versinken. Man fühlt sich hilflos, manchmal wütend, traurig und schlimmsten Falls zu nichts nütze. Nur weil das Leben bei einem anders verläuft, als wie es von der Gesellschaft vorgeschrieben ist, wie ein anständiges Leben zu verlaufen hat damit man in ihr anerkannt wird. Die Gesellschaft prägt uns sehr und daher sind wir auch so manches Mal blind gegenüber den versteckten noch mit Schmutz versehenen Schätzen in uns.

Jeder von uns ist einzigartig, jeder von uns hat auf Grund dessen eine ganz andere Lebensaufgabe als der Nachbar. Deswegen kann nicht jedes Leben gleich ablaufen. Wir dürfen alle andere Erfahrungen machen, um mit diesen das Fundament für unsere Lebensaufgabe zu bilden, die uns und andere Erfüllen wird. Bei einigen dauert es länger und bei anderen ist der Weg schon recht früh vorgegeben. Manche von uns müssen erst durch sehr schwere Lebensprüfungen, dürfen dann den Weg raus finden lernen, um daraus eine solche Kraft zu entwickeln anderen aus solchen Situationen zu helfen. Andere haben im Vorwege schon eine erfüllte Zeit und müssen danach durch schwere Lebensprüfungen.

Diese schweren Prüfungen, die so manches mal haarscharf an die Grenzen gehen, hinterlassen in uns diese schmutzigen verknoteten Schätze die gereinigt werden dürfen um sie zu erkennen. Sie bilden die Bausteine für das Fundament unseres Lebens. Gerade die wo man seine eigene Hässlichkeit meint drin zu erkennen, sind nach der Reinigung die schönsten Diamanten. Es kommt daraus hervor Verständnis, Güte, Liebe, Vertrauen, Hingabe und ein innerer Frieden der stetig wächst.

Die Dankbarkeit ist das beste Werkzeug für die Reinigung dieser Knollen. Sie hilft einem zu erkennen, was man in diesen schweren Zeiten gelernt hat. Man lernt nach zu vollziehen wo einem das gelernte zu gute kommt. Ich habe durch solche Zeiten z. B. gelernt zu mir und meinen Gefühlen zu stehen. Ich habe den Willen entwickelt mein Leben selbst in die Hand nehmen zu wollen, damit ich es so leben kann wie ich will. Ich wollte immer tiefgreifende Liebe leben, erfahren lernen und sie weiter geben. Ich wollte sie in mir und um mich herum haben. Genau das was ich mir gewünscht habe wurde mir durch diese Zeiten gegeben. Erkennt man was man in solchen Zeiten positives, für sein Leben förderliches gelernt hat, dann kommt die Dankbarkeit von ganz alleine und damit kommt das Verständnis für sich, seine Verhaltensweisen und sein Leben. Es ist wie ein großes Mandala was sich vor dem inneren Auge plötzlich zeigt und Achtung vor dem in einem weckt, wie wunderbar alles in einander übergreift.

Die verschmutzte Schicht gehört genauso zu einem, wie das Lichte in einer solchen Knolle und deswegen ist es unabdingbar mit diesem Schmutz (Erde) achtsam umzugehen. Stellt Euch vor ihr habt einen großen leuchtend goldenen Teller vor Euch stehen. Da legt ihr diese verhärtete Kruste die ihr erkennt und entdeckt liebevoll und achtsam drauf. Immer daran denken, es ist ein kostbarer Teil von Euch. Bittet Eure Helfer um Hilfe diese Teile zu transformieren, damit daraus wieder schöne neue Früchte wachsen können. Vor Euch auf dem Teller wird ein sachter goldener Wirbel entstehen, der all das was auf dem Teller schwer und dunkel lag, leicht und licht machen wird. So mancher wird vielleicht denken was das alles soll, doch manche Heilung findet erst auf anderen Ebenen statt um sich hier zu manifestieren. Mut haben, ausprobieren und beobachten kann ich hier empfehlen, es lohnt sich. Ihr werdet in der nächsten Zeit immer wieder solche Erdklumpen oder Kruste entdecken. Nehmt Euch dann die Zeit und legt sie geistig liebevoll und achtsam auf den strahlenden goldenen Teller, bittet um Hilfe und beobachtet den goldenen Wirbel der alles leicht und hell macht. Fühlt die Dankbarkeit die in Euch aufsteigt und geniesst sie. Die Dankbarkeit ist das größte Geschenk was ihr Euren Helfern als Gegenleistung schenken könnt.

Wenn Ihr in nächster Zeit erntet oder einkauft und Ihr die Früchte, Nüsse oder das Gemüse in Euren Händen haltet, genießt, fühlt, riecht und schmeckt es ganz bewusst und mit Genuss. Seid dankbar Mutter Erde gegenüber. Putzt es, bringt es zum glänzen und denkt dabei an Eure innere Ernte, wie auch die gereinigt und strahlend vor Euch liegt. Schöpft daraus die Kraft über den Winter etwas wachsen lassen zu können, was Euch im nächsten Jahr noch freier macht, was Euch Euren Weg immer klarer zeigt.

One comment on “Ernte

  1. Reply Sybille Wertheim Nov 18,2010

    Wunderschöne Gedanken zum Herbst… wobei, ist ja nun schon fast Winter.
    Aber ein wenig Erntedankstimmung kam beim Lesen gewiss auf. Sehr schön geschrieben!

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