Innere Balance

Im Alltag laufen wir oft Gefahr, das Gefühl für uns selbst zu verlieren. Doch wenn wir lernen, auf die Signale unseres Körpers zu hören, können wir den Kontakt zu unserem Inneren wiederherstellen.

1. Ernährung: Auf den Bauch hören!
„Der Mensch ist, was er isst“, sagte der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach. Tatsächlich hängt unsere Befindlichkeit stark mit der Ernährung zusammen. Um sich zu überprüfen und dann vielleicht den Speiseplan zu verändern, hilft es, die Ess- und Trinkgewohnheiten mindestens eine Woche lang in einem Tagebuch festzuhalten. Dabei können Sie diese Fragen leiten: Wie fühle ich mich nach dem Essen? Schwer und müde oder leicht und energiegeladen? Weiß ich überhaupt noch, was ich gestern gegessen habe? Und vorgestern? Wie viel Zeit lasse ich mir beim Essen? Esse ich, ohne zu genießen? Schlinge ich die Mahlzeit schnell herunter? Kann ich nach dem Abendessen gut einschlafen? Und wann esse ich zu Abend?

Lebensmittel wirken sehr unterschiedlich auf die Menschen. Wer eine solide Verdauung hat, kann auch gehaltvolle Gerichte zu sich nehmen, ohne sich schwer und müde zu fühlen. Funktioniert sie dagegen nicht so gut, würden dieselben Speisen das Bedürfnis nach einem Nickerchen nach sich ziehen. Das individuell richtige Essverhalten hängt also von der Veranlagung des Einzelnen ab. Tagebuch zu führen hilft, sich das eigene Essverhalten und die Bedürfnisse nach bestimmten Speisen bewusst zu machen.

TIPP: Wenn man sich morgens entgiften will, sollte man ein Glas (ideal ist ein halber Liter) warmes Wasser mit Zitrone und Honig trinken(Wer mag ersetzt die Zitrone mit frischem Ingwer): Das Wasser kurz auf kochen, eine halbe Zitrone auspressen und etwas Honig dazu. Diese Mischung ist gut, um den Stoffwechsel anzuregen, die Beweglichkeit der Darms zu fördern und das ganze System in Gang zu bringen.

2. Bewegung und Sport: Wichtig ist der Spass dabei
Woran merke ich, dass ich mich zu wenig bewege? Sichere Signale sind: Der Körper fühlt sich steif und träge an, die Gelenke sind unbeweglich, unter Umständen schmerzt der Rücken. Auch Verspannungen sind ein Zeichen für zu wenig körperliche Auslastung. Bewegung und Sport sind enorm wichtig für die innere Ausgeglichenheit. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich überanstrengen soll. Wer nach dem Sport ausgelaugt ist, spürt sich nicht mehr und überhört die innere Stimme. Der Spaß sollte deshalb immer im Vordergrund stehen. Welche Art von Bewegung die richtige ist, kann man nur selbst herausfinden. Das einzige Kriterium: sich danach körperlich und seelisch wohlzufühlen. Sehr gut, um die Regionen des Körpers wahrzunehmen, ist Yoga. Die unterschiedlichen Übungen, sogenannte asanas, fördern auf sanfte Weise Beweglichkeit und Dehnbarkeit und enthalten gleichzeitig Ruhemomente, um dem Körpergefühl nachzuspüren.

TIPP: Öfter mal allein Sport treiben! So kann man am besten herausfinden, bei welcher Sportart man sich besonders wohlfühlt, welche Bewegungsformen guttun und mit dem eigenen Körper harmonieren.

3. Gefühle: Sagen Sie Ja zu sich!
Das tiefste Gefühl, das uns mit uns selbst und mit anderen verbindet, ist die Liebe. Die Liebe, die ich für andere empfinde, baut auf der Wertschätzung zu mir selbst auf. Wer sich mag, geht mit sich auch gnädig um, wenn er einen Fehler macht. Den Respekt, den ich mir selbst entgegenbringe, übertrage ich auch auf andere und meine Umgebung. Wenn ein Mensch sich selbst schlecht behandelt, weil er sich nicht mag, wie soll er dann seine Mitmenschen gut behandeln? Ein weiterer wichtiger Aspekt: Manche Menschen bemerken nicht, dass sie in eine Opferhaltung rutschen. Sie sehen die Welt durch eine „Mir passiert das, und die anderen sind daran Schuld“-Brille. Wer diese innere Haltung kultiviert, gibt die Macht über sein Leben ab. Wichtig ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und sich immer wieder klarzumachen: Ich bin für meine Lebensumstände verantwortlich. Und wenn es mir schlecht geht, ist es an mir, einen Ausweg zu finden.

Negative Gefühle gehören zum Leben. Man sollte sich nicht gegen sie wehren, auch wenn sie unangenehm sind. Besser: sie annehmen, wenn sie aufkommen – und innerlich vorbeiziehen lassen wie dunkle Wolken am Himmel. Es wäre falsch, ihnen große Aufmerksamkeit zu schenken. Denn im Grunde gibt es ein einfaches Prinzip: Das, was wir wichtig nehmen, stärken wir. Was wir unserer Aufmerksamkeit entziehen, schwächen wir. Das Geheimnis, wie man die positiven, schönen, nährenden Gefühle stärkt, besteht also darin, gerade ihnen besonders viel Raum im Leben zu geben.

TIPP: Wer schlecht über andere spricht, schadet sich damit selbst. Es liegt in meiner Verantwortung, wie ich über andere denke und rede. Wenn ich Negatives äußere, stärke ich damit die Negativität in meiner Gefühlswelt. Konzentriere ich mich dagegen auf die positiven Seiten der anderen, stärke ich das Gute in mir und gebe anderen erfreuliches Feedback.

4. Kommunikation: Austausch mit anderen gibt Energie
Für den Menschen als soziales Wesen sind zwischenmenschliche Kontakte lebensnotwendig. Dafür gibt es eine Grundregel: Präsenz. Kommunikation fängt bei mir selbst an. Ich muss mich im Kontakt mit anderen überprüfen. Es gibt vielleicht Menschen, die mir nicht guttun. Weil sie pessimistisch sind oder mich aussaugen. Wenn das so ist, muss ich mutig sein und mich distanzieren. Manche Kontakte – etwa im Beruf – kann man sich natürlich nicht aussuchen. Aber es geht insgesamt darum, etwas wählerischer zu sein – vor allem in Bereichen, in denen man die Möglichkeit dazu hat. Wer im Berufsleben mit unliebsamen Kollegen auskommen muss, kann im privaten Umfeld einen Ausgleich finden und das Zusammensein mit lieben Familienmitgliedern oder Freunden besonders pflegen. Mit ihrer Hilfe bekommt man die Energie zurück, die man vielleicht im Job verliert. Präsenz ist auch entscheidend im Umgang mit anderen Menschen. Sie ist Basis für Empathie, Mitgefühl, Verständnis. Ich muss bereit sein, mich auf einen anderen Menschen wirklich einzulassen und mich ehrlich für ihn interessieren, wenn ich Zeit mit ihm verbringe. Achten Sie einmal darauf, wie wenige Menschen wirklich zuhören können! Sie sind so sehr mit sich und ihren Problemen beschäftigt, dass sie für ihr Gegenüber kein offenes Ohr haben. Um zu überprüfen, wie man sich anderen gegenüber verhält, kann wieder das Tagebuch helfen: Wie präsent bin ich im Umgang mit anderen? Mit welchen Menschen fühle ich mich wohl? Weiß ich noch, was mir meine Freundin gestern Abend erzählt hat? Hier könnte man auch mal direkt nachfragen: Gebe ich dir das Gefühl, bei dir zu sein, wenn ich mit dir spreche? Hast du den Eindruck, ich interessiere mich für das, was du mir mitteilst? Indem Sie selbst wachsam sind, schulen Sie Ihre Präsenz. Machen Sie sich klar: Am nächsten stehen Ihnen immer die Menschen, in deren Gegenwart Sie sich selbst nahe sind.

TIPP: Am besten vorneweg sagen, wenn man wenig Zeit zu einem Treffen mitbringt – sich dann aber ausschließlich auf den Gesprächspartner konzentrieren. So vermeidet man Kränkungen und Missverständnisse und quält sich nicht mit einem schlechten Gewissen.

5. Körpersprache: Ihre Haltung zeigt, wie es Ihnen geht
Die Körperhaltung ist Ausdruck unseres inneren Zustands. Ein Mensch, der angespannt ist, wird auch eine verspannte Haltung einnehmen. Ein Mensch, der bedrückt ist, wird seinen Körper in eine gedrückte Position bringen. Ein Mensch, der optimistisch und vital ist, wird aufrecht und offen durchs Leben gehen. „Es ist der Geist, der den Körper baut“, lässt Schiller seinen Wallenstein sagen. Der Muskeltonus bestimmt, wie wir uns bewegen, und zwingt uns in die Position, die unsere geistige Haltung vorgibt: aufrecht, wenn uns gerade etwas gelungen ist; verspannt bei Stress und Anstrengung; gedrückt, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Beobachten Sie sich und korrigieren Sie – gegebenenfalls – Ihren Körper.

TIPP: Wie man wirklich aufrecht läuft, spürt man am besten barfuß im Sand. Oder tragen Sie Schuhe, die das Barfußgehen simulieren; etwa MBT-Schuhe, in denen die Fußgelenke stabilisiert werden und die Wirbelsäule entlastet wird.

6. Schlafen: Nur ausgeruht kann man sich selbst spüren
Die wichtigste Basis für ein vitales Lebensgefühl ist, ausgeruht zu sein.
Wer nicht ausreichend schläft , wird aber bald feststellen müssen, dass darunter alle Lebensaspekte leiden: Beruf, Partnerschaft , Beziehungen, Genussfähigkeit – man ist nur noch müde. Im Zustand der Erschöpfung spürt man sich nicht mehr, man ist weder sensibel für sich selbst noch für andere. Das ist nicht satmya, denn so kann man die Fäden des eigenen Lebens nicht in der Hand halten. Auch hier kann ein Tagebuch dabei helfen, sich bewusst zu machen, ob man genug schläft und was man verändern sollte, um ausgeruhter zu sein. Grundsätzlich gilt: Wenn man sich müde ins Bett legt und dann innerhalb von ein paar Minuten einschläft , ist das ein Zeichen von innerer Ausgeglichenheit – vor allem wenn man dazu noch durchschläft . Natürlich kann es immer Ausnahmen geben, aber die Mehrzahl der Nächte sollte so verlaufen. Das ist ein Zeichen für innere Balance. Allen, die nicht gut schlafen, können folgende Fragen dabei helfen, Veränderungen einzuleiten: Wie fühle ich mich während des Tages? Kann ich mich auf meine Arbeit konzentrieren? Fühle ich mich frisch und klar im Kopf? Oder etwas dumpf? Gehe ich auf die Menschen um mich herum ein? Oder nehme ich bestimmte Dinge gar nicht (mehr) wahr? Wache ich nachts häufig auf? Schlaf sagt viel über unsere psychische Verfassung aus. Wer Schlafschwierigkeiten hat, den bedrängt etwas.

TIPP: Der erste Schritt, um den andauernden Erschöpfungszustand zu ändern: schlafen Sie eine Woche lang so lange, bis Sie von selbst aufwachen und sich frisch fühlen. Dafür sollte man in dieser Zeit so früh wie möglich ins Bett gehen. Während der ersten drei Tage werden Sie sich wahrscheinlich noch müder fühlen als vorher. Ab dem dritten Tag setzt dann aber endlich das Gefühl ein, ausgeruht zu sein.

7. Die Lebensspur: Wer sich zuhört, erfährt seinen Weg
„Es gibt einen Platz, den du füllen musst, den niemand sonst füllen kann, und es gibt etwas für dich zu tun, das niemand sonst tun kann“, sagte Platon. Der Satz ist auf unseren Körper und unseren Geist übertragbar. Wenn in einem Organismus jede Zelle ihre Aufgabe erfüllt – also die Dünndarmzelle die Verdauungsarbeit leistet, die Herzzelle sich regelmäßig zusammenzieht und wieder erschlafft , die Nierenzelle den Körper entgift et -, profitiert immer das Ganze. Und wenn das Ganze gesund ist, geht es all den Teilen gut, die das Ganze bilden. Das Geheimnis der Natur besteht darin, dass dieses Ganze in jedem seiner Teile enthalten ist. Im Kern jeder Zelle ruht das gesamte gleiche Erbgut – die identische DNA, also der gesamte Organismus. Wenn jede Zelle in ihrer Einzigartigkeit eine lebendige Verbindung zum Ganzen unterhält, erfüllt sie ihre spezifische, individuelle Aufgabe zum Wohle des gesamten Organismus. Dieses Prinzip gilt auch für den Menschen, der seine Bestimmung kennt. Er dient dem Gemeinwohl, weil er sich in seiner ihm zugedachten Lebensspur bewegt. Die individuelle Lebensspur gefunden zu haben, ist die höchste Form des Sich-zuhören-Könnens. Man fi ndet sich nur durch innere Aufmerksamkeit. Solch ein Mensch bleibt sich treu, baut sein Leben nicht auf der Meinung anderer auf, schadet sich und anderen nicht, sondern achtet, schätzt und liebt das Leben als die wertvollste Kostbarkeit.

Quelle: BIO

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