Da ich bei dieser Aktion hier auch mitmache ist das nun ein Gastbeitrag bei dem ich leider nicht weiss von wem er ist.Das Thema find ich aber super gewählt, immerhin geht es mir auch oft so:-) Herzlichen Dank für diesen Text!
Pünktlich zum Sonntag zeigte sich das Dezemberwetter noch einmal von
seiner angenehmen Seite: Kühl, dennoch sonnig und mit blauem Himmel
lockte uns die Welt nach draußen. Eine gute Gelegenheit für meine
Freundin und mich, die Zoo-Gutscheine zum Einsatz zu bringen, bevor sie
zum Ende des Jahres verfallen.
Für mich eine ungewohnte Situation, denn der Tribut an die Spontanität
des Ausflugs besteht darin, ohne Kamera loszuziehen – denn diese liegt
in meiner Wohnung, 50km entfernt.
Ich kann mich kaum noch daran erinnern, ohne Kamera in den Zoo gegangen
zu sein, fühle mich fast nackt.
Doch bald merke ich, dass diese Einbuße auch Freiheiten mit sich bringt.
Hand in Hand schlendern wir von Gehege zu Gehege, dieses Mal sehe ich
mehr direkt als durch die Linse. Auch meine Freundin weiß es zu
schätzen, dass sie nicht ständig auf mich warten muss, weil ich mich mal
wieder irgendwo mit dem Objektiv festgefressen habe.
Neid kommt auf, als ich einen anderen Mann erblicke, der mit voller
Ausrüstung unterwegs ist. Immer wieder begegnen wir ihm, wie er hinter
seinem Stativ steht und mit großen, lichtstarken Objektiven Fotos von
Tieren schießt, die er später seinen Freunden stolz präsentieren wird.
Wird er?
Wird er die Gelegenheit haben, seine Werke vor interessierten Menschen
präsentieren zu können? Oder wird er sich nur selbst an dem
Detailreichtum seiner Bilder erfreuen können?
Kann er überhaupt diesen schönen Tag genießen, er selbst, bedeutet der
Sonnenschein für ihn nur gutes Licht?
Je mehr ich ihn beobachte, desto mehr erscheint er mir wie ein
Gefangener seines Stativs. Wie durch einen Tunnel nimmt er nur einzelne
Details des Geschehens wahr, harrt hinter seiner Kamera aus, reagiert
leicht, aber sichtbar genervt, wenn ihm andere Besucher vor der Linse
herlaufen. Sein Hobby wird für ihn zum Stress. Nur kurz schaut er sich
um, schaut auf die Welt um sich herum, nur um kurz darauf sein Objektiv
neu auszurichten.
Wir schlendern weiter. Genießen die frische Luft, die Sonne, den Tag.
Ab und zu kann es sehr erholsam sein, einfach mal unvorbereitet loszuziehen.