Sympatie

Manchmal ist schon die erste Begegnung mit einem Menschen ausserordentlich intensiv und emotional. Man spürt unmittelbar, dass man sich nicht verstellen muss, dass man mit dem anderen auf gleicher Wellenlänge funkt. Man versteht sich auf Anhieb. Was passiert da? Warum macht es bei manchen Menschen sofort „klick“, während wir bei anderen Wochen oder gar Monate brauchen, ehe wir mit ihnen warm werden?

Kaum etwas scheint Menschen so sehr zu faszinieren wie die Geheimnisse zwischenmenschlicher Anziehung. Wer kann mit wem – und warum? So geben sich beispielsweise über acht Millionen Fernsehzuschauer regelmässig den Wonnen der Gewöhnlichkeit hin und gucken eine sogenannte Dokusoap mit dem Titel Bauer sucht Frau. Unbeholfenen Landwirten beim Paarungsverhalten zuzusehen mag die voyeuristische Variante einer trendigen Landlust sein. Wenn es um die eigene Partnersuche geht, verlassen sich immer mehr Paarungswillige auf die Matching-Algorithmen, mit denen etwa 2000 Partnerbörsen im Internet operieren und den idealen Deckel auf jeden Topf versprechen. Jeder zweite Single ist bei einer Kontaktbörse oder einer Partnerschaftsvermittlung im Internet registriert. Sieben Millionen Menschen pro Monat nutzen die Suchangebote. Sie sind offenbar überzeugt davon, dass es irgendwo da draussen den/die Richtige/n gibt und dass es nur ein lösbares statistisches Problem ist, ihn oder sie zu finden.

Aber auch jenseits der Partnersuche möchten wir alle möglichst nur mit Menschen zu tun zu haben, die uns sympathisch sind. Wir können uns zwar nicht immer aussuchen, schon gar nicht so aufwendig wie bei der Partnersuche, mit wem wir unsere Zeit verbringen. Aber wenn es irgendwie geht, bevorzugen wir den Kontakt mit Gleichgesinnten, Seelenverwandten, Verständnisvollen, kurz: mit Leuten, die wir und die uns „gut riechen“ können. Zwischen uns und unseren Freunden, Kollegen, Nachbarn soll die Chemie stimmen.

Denn solche Beziehungen machen uns nicht nur zufriedener, kreativer, entspannter, sondern auch erfolgreicher: Moderne Trainer ebenso wie Projektleiter in Firmen oder Forschungseinrichtungen versuchen mit viel Akribie, Teams zusammenzustellen, in denen sich die Mitglieder blind verstehen und ideal ergänzen. Auch wenn das Gegenteil immer wieder versucht wird: Es ist niemals die Summe der Stars, die den Erfolg bringt, sondern das tiefe Verständnis zwischen zumindest einigen wichtigen Teamspielern. So weit, so nachvollziehbar.

Was aber sind die Elemente dieser zwischenmenschlichen „Chemie“? Einige Gesetze glauben wir zu kennen, nach denen sich Sympathie, Liebe oder Freundschaft oder auch Teamgeist bilden: Gegensätze ziehen sich an. Oder gesellen sich doch eher Gleich und Gleich? Das „Beuteschema“ muss erfüllt werden. Und dann gibt es noch den Mythos von der Liebe auf den ersten Blick. Ist nicht die unterschwellige Hoffnung beim sogenannten Speeddating, dass es schon nach fünf Minuten „klick“ machen kann? Schliesslich ist da noch das erzählerisch ergiebigere Modell Der Widerspenstigen Zähmung: Manchmal klickt es erst, nachdem es heftig gekracht hat. Bei aller vorwissenschaftlichen Volksweisheit: Eine schlüssige Erklärung für das Rätsel Sympathie steht noch aus. Und so glauben wir gerne, dass auch ein wenig Magie mit im Spiel sein muss.

Die meisten Menschen haben irgendwann einmal die Erfahrung mit solchen „magischen Momenten“ gemacht. Schon eine Begegnung, ein Gespräch haben ausgereicht, damit der Funke übersprang: Der oder die war mir sofort sympathisch! Unser Beziehungsglück ist vollkommen, wenn nach dieser Initialzündung ein lange wärmendes Feuer entbrennt. Wir können der zwischenmenschlichen Magie auf die Sprünge helfen. Sympathie ist machbar, Frau Nachbar!

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