Vater Tochter

Die Vater-Tochter-Beziehung ist einzigartig – und entscheidend für das Erwachsenenleben einer Frau. So weit so gut. Vor vielen Jahren hat mir ein damaliger ONS vorgeworfen, ich sei ne Vater-Tochter, ich hab damals nicht wirklich verstanden, was er meinte. Wenn man heute rechechiert zu diesem Thema wird einem das Bild vermittelt, dass eine Vater Tochter emanzipert und Grün ist.

Da ich heute Abend bei meinem Vater eingeladen bin, und oft dann, mache ich mir Gedanken über meine Vater-Tochter Beziehung. Leider war meine Kindheit nicht so sonnig, meine Eltern lieferten sich ganz schwere Streite, oft mussten (durften) wir beim Grosi schlafen. Meine Mutter wollte uns dadurch schützen, aber auch wenn wir erst im Kindergartenalter waren, mein Bruder und ich spürten instinktiv, was abgeht. Es gab mehrere einschneidende Erlebnisse mit meinem Vater, die bis heute prägend sind für mich.

Bewundert habe ich ihn immer, er gefiel mir (und tut das noch heute) und ich hätte tausend Dinge dafür gegeben, dass er „mehr“ Vater gewesen wäre. Es gab wenige Momente, wo ich ihn als solchen wahr nehmen konnte. Vor der Scheidung meiner Eltern gab es eine Szene, da sass er in seinem Büro am Tisch und weinte. Noch nie hatte ich meinen Vater weinen gesehen, ich kroch zu ihm auf den Schoss und fragte ihn, was los sei. Er sagte nur:“Weisch, es wird scho alles wider guet„. Ich war damals 6 Jahre alt und hatte das Gefühl, ich müsste ihn vor der Traurigkeit retten.

Jahre später, an der Beerdigung meines Mannes, durfte ich für ein paar wenige Minuten das Seelenband spüren, welches zwischen uns war. Mein Vater hat mich das erstemal seit ich auf der Welt war in seine starken Arme genommen und ich durfte darin trauern, schreien und weinen. Er war einfach nur Papi in diesem Moment und ich nahm ihn als das war.

Das wärs. Nicht mehr und nicht weniger. Wir hatten über all die Jahre hinweg losen Kontakt, wenn wir uns sehen ist es immer schön und interessant, ungezwungen und auch familiär. Trotzdem war er nie wirklich Vater für mich. Ich habe ihn sehr oft vermisst und noch heute gibt es Situationen oder Momente, wo ich ihn bräuchte…..aber er kann mir das nicht geben, weil er es nie gelernt hat.

Darum bin ich glücklich wenn ich ab und zu ein paar Stunden in seiner Gegenwart verbringen darf, um ihn zu spüren und auch um die vielen Gemeinsamkeiten wahr zu nehmen, die wir haben.

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