Vom Glück

116210326Kleeblatt

Einmal, in einer lauen Sommernacht voller Blütenduft und Sternengeflimmer am Himmel, ging der kleine Nachtwächter mit seiner Laterne am Rande einer Wiese entlang. Da sah er plötzlich, genau vor seinen Füßen, ein vierblättriges Kleeblatt.

„Oh“, sagte der kleine Nachtwächter ganz erfreut. Er bückte sich und pflückte es ganz vorsichtig. Weil ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringen soll, beschloss er sofort, die Leute in der kleinen Stadt zu wecken. Denn das Glück ist noch viel schöner, wenn man es mit anderen teilt.

„Steht auf!“ rief er fröhlich mitten in der Nacht. „Ich habe ein vierblättriges Kleeblatt gefunden!“

Und bald schon waren die ersten Leute aus ihren Betten und bei ihm. Die Blumenfrau, der Dichter, der Drehorgelmann, das Luftballonmädchen und der Bauer. Sie alle setzten sich vor ihre Häuser und hielten Ausschau nach dem Glück. Ob es von links oder von rechts kommen würde, oder vielleicht gar von oben? Sie ließen ihre Blicke wandern und lauschten behutsam in die Nacht.

Am Waldrand spielten vergnügt die Rehe, und die Fuchsmutter balgte sich mit ihren frechen Kindern herum. Ganz in der Nähe geigte eine Grille ihr schönstes Lied, und der sanfte Nachtwind pflückte Blütenflocken von den Bäumen und ließ sie sanft über die Dächer rieseln, wie Schnee.

Da spazierten fünfzehn Mäuschen die Dorfstraße entlang, immer eines ein bisschen kleiner als das andere, und der Mond spiegelte sich golden im Dorfteich. Das sah so bezaubernd aus, dass die Frösche einen Kreis um ihn bildeten und ihm ihr schönstes Froschlied sangen.

Das Bächlein murmelte sanft vor sich hin. In der uralten Kastanie saßen die Eulen und träumten mit leuchtenden Augen in die verzauberte, klare Nacht. Und die Leute waren ganz wachsam und ganz still. Sie beobachteten die Hasen, die auf der Wiese Männchen machten, und hörten sogar die Glockenblumen läuten.

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