Männer fluchen. Männer furzen. Männer versuchen, möglichst laut zu rülpsen. Sie benutzen Kraftausdrücke, um ihren Aussagen mehr Stärke zu verleihen. Über schmutzige Witze lachen
sie am lautesten, und litte ihr Image nicht darunter, würden sie sich ständig im Schritt kratzen.
Vulgär zu sein, ist die Männerdomäne schlechthin. Wir lieben es. Wir brauchen es. Zumindest tun wir es andauernd. Wie neulich, vier Männer und eine Frau, die es ertragen konnte: Jede zweite Wortmeldung thematisierte körperliche Ausscheidungen, primäre oder sekundäre Geschlechtsmerkmale oder war sonst politisch inkorrekt. Das war nicht nur unter aller Sau – das war auch saumässig komisch. Meist war sogar das Lustigste daran, dass es geradezu angestrengt obszön war – und fast ohne Pointe. Roher Nonsens. Es war, als würde man seine alten Spielzeugautos mit 1.-August-Knallfröschen in die Luft jagen: total bescheuert, aber ein Heidenspass. Natürlich schwer nachvollziehbar ohne die ganze Gruppendynamik. Und ohne genug Testosteron.
Männer würden es wohl gar nicht vulgär nennen. Eher lustig. Weil es für uns eben normal ist – und nicht etwas Niederes, Unkultiviertes. Wir kokettieren damit, weil wir genau wissen, wie man anständig zu sein hat. Und genau darum wollen wir es manchmal nicht sein. Natürlich kann man das kindisch finden. Doch Männer haben kein Problem damit, kindisch zu sein. Solange es Spass macht. Und das tut es fast immer. Ob es der Reiz des Verbotenen ist, der uns vulgär sein lässt, ob wir damit unsere Unsicherheit überspielen wollen, ob es Ausdruck unserer Unreife ist – uns egal.
Geht es nach Sigmund Freud, erzählen wir Zoten, um gegen die Unterdrückung der Lust in der Gesellschaft zu rebellieren. Aber Freud dachte auch, wir stehen auf unsere Mütter. Heute wird Lust derart zelebriert, von Unterdrückung kann da keine Rede mehr sein. Was sollten wir also mit unserem vulgären Getue noch kompensieren?
Tiefes Niveau ist wie Fastfood: Fast alle Männer mögen es, obwohl – oder gerade weil – die Qualität nicht besonders hoch ist. Auch ein Intellektueller mag es mal etwas unter der Gürtellinie, und einer, der erst gar nicht erkennt, dass es über seinem noch ein höheres Niveau gibt, sowieso.
Jeder Mann, der nicht manchmal vulgär ist, hat bloss irgendwie gelernt, es zu unterdrücken. In seinem Naturzustand aber fühlt auch er sich dem Vulgären zugetan. Zum Beispiel Pornos: Ein Mann, der behauptet, Pornos würden ihn nicht reizen, ist entweder verlogen oder schlicht dazu domestiziert worden. Oder das Phänomen «Jackass»: Kaum ein Mann, der sich der Faszination dieser TV-Sendung entziehen könnte und nicht zuschauen wollte, wie sich ein paar Verrückte Billardkugeln in die Kronjuwelen werfen, mit Einkaufswagen in Randsteine fahren oder Raketen im Anus zünden.
Es geht uns dabei nicht mal darum, zu beweisen, dass wir echte Kerle sind. Zumindest nicht nur. Zwar kann man es als Mutprobe sehen, bei der es um eine gewisse Street Credibility geht: Wie weit kannst du gehen? Wie tief kannst du sinken? Aber – und das ist viel wichtiger – das Ganze erfüllt auch eine Funktion. Mit vulgärem Gehabe schaffen wir uns ein Fort, in das wir uns zurückziehen können. Unser Reservat. Wo wir die besten sind. Wo uns keine Frau reinredet – ja nicht einmal mitreden will. Mehr noch: Indem wir derbe Sprüche reissen und es mit einem tiefen und anerkennenden Hohohoho quittieren, grenzen wir uns von den Frauen ab, definieren uns quasi selbst.
Leider gibt es in letzter Zeit immer mehr Frauen, die vulgär sind. Etwa Charlotte Roche, die in ihrem Buch von «Fotzenfleisch» und Analpraktiken schreibt. Oder Lady Bitch Ray, die Rapperin und Doktorandin, mehr oder weniger bekannt für ihren Vagina-Style und ihre von deutschen Four Letter Words geprägten TV-Auftritte. Doch wie so oft bei Frauen ist das reines Kalkül. Von Authentizität keine Spur. Es geht ausschliesslich darum, zu provozieren und Aufmerksamkeit zu erhaschen. Da ist keine Natürlichkeit, da ist keine Freude am Vulgären, da ist nicht l’ordinaire pour l’ordinaire.
Vulgäre Männer sind männlich, vulgäre Frauen lächerlich. Das könnte sich ändern, wenn Frauen mehr Übung darin kriegen. Dann ist unser Reduit futsch. Darum bitte, Lady Bitch Ray, Gnade, Frau Roche, nehmen Sie uns das nicht weg!
Reto Hunziker (27) ist Journalist und wohnt in Baden AG. Charlotte Roches Buch «Feuchtgebiete» hat er aus Protest nicht gelesen.
Erschienen in der annabelle 20/08
Text: Reto Hunziker
Das der Vulgarismus überhand nimmt, hängt auch damit zusammen, dass Aufmerksamkeit erzeugt werden muss. Sonst bemerkt mans vielleicht gar nicht. Wo geht das besser als mit dem Brechen von Tabus.
Roch’s Fickgebiete ist so feuchter Schrott, dass er schimmelpilzelt vor lauter hochgelobtem Vulgarismus.
Am Besten: bestrafen mit Ignoranz!
wo soll so abgefuckter schrott sonst erscheinen ausser in einer frauenillu? keine enst zu nehmende zeitung würde auch nur einen milliliter druckerschwärze für solchen, kalkulierten shit verschwenden.
meine herren….ich danke euch für euer feedback:-)
Hi =)
Also ich kann nur sagen, mein Mann ist nicht so und wenn er so wäre, könnte ich dass glaube ich nicht ertragen *örks* Ich find sowas echt zum ko****
Aber Alexandra, das ist doch kein Grund um gleich vulgär zu werden… *ohrenzuhalt* :-D
Mein Gott, regt euch doch nicht so auf. Ist halt eine gewagte These aber witzig geschrieben :D
@frauenversteherin:-))wenigstens EINE die es greschnallt hat!