Die Psychologie des Schenkens 1

geschenke460 Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit, aber auch vor Geburtstagen und anderen Feiern, setzen sich viele Menschen unter Druck – bis alle Geschenkideen, die sie über das Jahr gesammelt hatten, aus ihrem Gedächtnis verflogen sind. Kreativität? Fehlanzeige. Manch einer greift am Ende aus Verzweiflung zum nächst besten Geschenk – und womöglich voll daneben. Schließlich bleibt keine Zeit mehr, sich über den Sinn und die Aussage des Präsents Gedanken zu machen. Doch schon paar einfache Regeln können helfen, ganz ohne Kopfschmerzen das richtige Geschenk für jeden Anlass zu finden:

Tipp 1: Was ist Ihre Motivation?

Neben der gesellschaftlichen Verpflichtung, zu bestimmten Anlässen ein Geschenk zu machen, besteht oft eine persönliche Motivation. Sie offenbart sich in der Auswahl des Geschenks. Manche erwarten beispielsweise für ein Geschenk eine Gegenleistung – andere versuchen, mit ihrem Geschenk ein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Manch einer schenkt, um seinen Reichtum zu zeigen und den Beschenkten zu beeindrucken. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Mit welcher Motivation entscheiden Sie sich für das Geschenk? Versuchen Sie noch einmal umzudenken, sollten Sie herausfinden, dass die Gabe eher einen Nutzen für Sie – und nicht für den Beschenkten – erfüllt: Womit können Sie der anderen Person wirklich eine Freude machen? Akzeptieren Sie auch, dass der andere sich womöglich etwas wünscht, das Sie selbst nicht als erfüllend erleben!

Tipp 2: Was sagt Ihr Geschenk aus?

Ein Geschenk ist eine Aussage: denn es spiegelt wider, wie der Schenker den Beschenkten sieht. Schwierig wird es dann, wenn Ihr Geschenk verrät, dass Sie sich die beschenkte Person anders wünschen, als diese sich selbst sieht. Besser ist es zu überlegen, wie das Selbstbild der Person ist. Wie möchte er oder sie sein? Denn stimmt das Geschenk mit dem Selbstbild des Beschenkten überein, wird er sich mit großer Wahrscheinlichkeit darüber freuen. Geschenke können also tiefe Personenkenntnis beweisen – in manchem Fall zeigen sie dem Beschenkten sogar Sehnsüchte auf, die ihm vorher noch nicht bewusst waren.

Tipp 3: Welche Beziehung haben Sie zum Beschenkten?
Geschenke signalisieren die Wichtigkeit der Beziehung, die Sie zu jemandem haben. Neunzig Prozent der Geschenke werden deshalb innerhalb der Familie gemacht, wobei dabei vor allem der emotionale Wert des Geschenks zählt. Von unserem Partner dagegen erwarten wir – oft auch unbewusst – ein bedeutsames Geschenk: Es bestätigt uns auf symbolische Weise, dass wir noch immer einen hohen Stellenwert im Leben des Partners haben. Diese Regeln können natürlich durch direkte Absprachen außer Kraft gesetzt werden: Zum Beispiel durch einen gemeinsamen Beschluss, sich auf ein Geschenk zu beschränken, oder nur eine festgelegte Summe aufzuwenden.

Geschenke unter Freunden können eine Beziehung eröffnen, stärken oder stabilisieren. Wir machen vor allem denjenigen Menschen Geschenke, von denen wir uns wünschen oder erwarten, dass ihre Freundschaft in Zukunft wichtiger für uns wird. Hier ist allerdings Vorsicht angebracht: Ein zu großes Geschenk kann die Beziehung unter Druck setzen und dem Beschenkten statt Freude ein unangenehmes Gefühl bescheren. Überlegen Sie sich deshalb: Für welche Person ist das Geschenk gedacht und welche Beziehung besteht zwischen Ihnen?

Tipp 4: Welcher Anlass ist gegeben?

Ist das Geschenk für einen Geburtstag bestimmt, für eine Hochzeit oder Weihnachten? Bei offiziellen Anlässen wie Wohnungseinweihungen und Jubiläen wird es Ihnen niemand übel nehmen, wenn das Geschenk vor allem praktischen Nutzen hat. Bei geschäftlichen Anlässen würde ein persönliches Geschenk im Gegenteil nur Verunsicherung hervorrufen. Da auch das Weihnachtsfest zunehmend kommerzialisiert verläuft, wird hier ein materiell ausgerichtetes Geschenk am ehesten verziehen – Geburtstagsgeschenke aber stehen für die persönliche Bindung zur anderen Person und sollten Ausdruck Ihrer Beziehung zueinander sein.

Tipp 5: Welchen Wert hat Ihr Geschenk?
Woraus ergibt sich der „Wert“ Ihres Geschenks? Obwohl Sie Ihre Wertschätzung auch dadurch zeigen können, dass Sie keine Kosten scheuen, ist damit nicht ausschließlich der finanzielle Wert gemeint. Auch solche Geschenke werden geschätzt, die zeigen, dass Sie entweder viel Zeit, viele Gedanken oder physischen Aufwand investiert haben. Aus diesem Grund sind selbst gemachte Geschenke fast immer ein Erfolgsgarant. Im Gegenzug floppen Geschenke, die Gedankenlosigkeit entlarven.

Unsere Geschenkkultur ist über Jahrhunderte gewachsen. Sie ist komplex – aber nicht undurchschaubar. Haben Sie zu allen fünf Anhaltspunkten eine Antwort gefunden, müssen Sie den Vorwurf der Gedankenlosigkeit garantiert nicht fürchten.

One comment on “Die Psychologie des Schenkens

  1. Reply Michael Dez 6,2007

    Also so genau habe ich diese Sache noch nicht betrachtet. Dieses Jahr sind wir im sonnigen Urlaub über Weihnachten. Dadurch ist es dieses Jahr einfacher…:)

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