Roman schickte mir heute seinen Gastbeitrag.
Ich hab ihn bekommen und ihn bis jetzt ganz für mich allein behalten, ihn mehrmals durchgelesen und ihm nachgespürt.
Er bewegt und berührt mich, wie einiges das Roman schreibt und weitergibt.
Und ich bin dankbar in der weiten Blogwelt Roman begegnet zu sein, nicht nur virtuell, auch real und menschlich nah!
Merci Roman…..
In unserer westlichen, wirtschaftlich orientierten Welt, in der wir ausgiebig und gerne unserem höchstem Gott, dem Geld und dessen vermeintlichen Freiheit, der unendlichen Gier nach mehr Materiellem und der Macht, die das Horten von Geld verspricht, ja geradezu heraufbeschwört, frönen, bietet sich die Zeit offensichtlich ein wertes Instrument an. Genau so, wie die Quelle der Gier ist die Zeit nichts weiter, als eine Illusion. Sie kann zwar angezeigt, wiedergegeben und gemessen werden. Aber die Zeit hat noch kein Mensch zu Gesicht bekommen. Niemand hat mir ihr gesprochen, ihre Umrisse angesehen oder erkannt, genau so wenig hat sie je ein Mensch angefasst oder gar gefangen oder zu einem Date eingeladen. Sie ist nicht wirklich, sie ist wohl als Metapher, als Wirkung und als Symbol da, aber nicht als ihr Wesen, als die Zeit an sich. Zeit ist imaginär. Die Zeit wirkt – und das ist abschliessend.
Gehen wir zurück in die universelle Welt, verlassen wir die duale Konstruktion, und gehen zurück an den Ort des Seins. Dort, wo kein Gegenüber existiert, kein Oben und kein Unten, weder Eigenschaften noch Wollen oder Möchten, dort, wo eben das Sein ist, dort nehme ich uns als eine Glaskugel wahr, die über eine 360-Grad-Sicht verfügt und rundum alles beobachten kann. Und jenes Alles, das ist nichts weiter als das Uns, das Sein, das Wesen, aus dem wir gemacht sind. Mehr gibt es nicht, braucht es auch nicht zu geben, denn es ist vollkommen. Die Zeit, sie ist dort nicht linear, sie gleitet mit, gehört zum Ganzen und ist kein absoluter Wert.
Wenn wir hier uns unserem System leben, dehnen wir jenen Punkt des Seins. Einerseits in der Zeitachse, die linear wirkt, und andererseits in die Weite des Raums. In diesen Dimensionen können sich einzelne „Bewusstseins-Punkte“ als scheinbare autarke Wesen bewegen. Sie sind nicht, sie wirken bloss. Das was ist, stammt aus jener Quelle des Sein, aus dem einen Punkt, der Glaskugel. Autark sind jene Wesen nicht, aber die Wirkung unserer Welt gehorcht jenen Gesetzen. Und so ergeben sich verschieden Ansätze, mit der Zeit zu arbeiten, sie als Hilfsmittel oder als Instrument der Versklavung zu nutzen.
- In der Zeit können wir uns erinnern, flüchten uns scheinbar zurück in eine vergangene Epoche. Dort finden wir Hass, Sehnsucht, dort liegen die Gründe unserer Erfahrungen und die Momente von Pein und Not. Doch wir können nicht wirklich dort sein. Denn die Zeit ist nicht.
- Worauf bauen wir unsere Hoffnungen, die Zuversicht und denken, es möge besser kommen? Reisen wir in die Zukunft, so finden wir Angst, Hoffnung und vielleicht auch den Mut, weiterzumachen. Aber auch dort in der Zukunft können wir nicht sein. Denn die Zeit ist nicht.
- Die optimale Annäherung an des Wesen der Zeit finden wir in der Gegenwart, im Jetzt. Befinden wir uns tatsächlich ganz bewusst und mit beiden Beinen dort, kann weder Hass noch Angst wirklich sein. Sie verlieren ihren Halt und finden keinen Boden für ihre Wurzeln. Hass benötigt Vergangenheit, um zu sein, die Furcht lebt ausschliesslich in der Zukunft. Im Jetzt kommen wir dem Sein am nächsten. Die energiefressenden Emotionen Angst und Hass sind nicht. Wir haben die Zeit für uns.
- Ein recht ergiebiges Beispiel finden wir in der Planung, im Setzen von Zielen. Beides sind Verrichtungen, die wir gelernt haben, um unserem System gerecht zu werden. Niemand aber fragt, weshalb wir planen, ohne zu wissen, weshalb und wozu wir das tun. Niemand erkundigt sich, weshalb wir ein Ziel definieren, obschon wir nicht einmal wissen, wo wir uns jetzt befinden. Und niemand will wissen, weshalb ein voller Terminkalender Stress, Angst und Furcht bewirken kann. Wir sind Gefangene unseres Systems, Sklaven unseres Gottes, rechtlose Diener der Gier. Wir sind tatsächlich so weit gekommen, dass wir meinen, zu wissen, was morgen oder in einer Stunde passieren wird. Oder mindestens glauben wir, wir könnten die Ereignisse beeinflussen. Freilich, solange wir dem einen Gott dienen, müssen wir dies tun. Doch in Wirklichkeit brauchen wir bloss Eines zu tun, um wirklich lebendig und auch erfolgreich zu sein: Hier bleiben, in der Form der Zeit, in der wir tatsächlich etwas tun können: Im Jetzt. Das heisst nicht, dass wir uns nicht organisieren sollten und Pläne schmieden dürfen. Aber es bedeutet, dass wir dies aus dem Fokus der Gegenwart tun. Und dann bekommt eine Planung eine ganze andere Priorität, verliert an Schärfe.
Und dann „haben wir alle Zeit der Welt“. Sie – die Zeit – mutiert zu einem Hilfsmittel, zu einer Orientierungshilfe, sie fliesst mit und gehört zum Leben. Genauso wie es die Natur uns vormacht. Die Wirkung der Zeit ist ein integraler Prozess des Tages und nicht ein autarkes Instrument der Ãœberwachung. Deswegen plädiere ich für die Gegenwart, für die Zeit im Jetzt – für die blaue Zeit und damit für das Leben. Wer ab und an mal bei bluetime liest, weiss, was ich meine: Die Wirkung der Zeit soll ein Freund sein, nicht ein Befehlshaber und Diktator. Sie gehört uns, denn sie ist aus uns gemacht. Die blaue Zeit.
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