Entschleunigen

Auf dem Blog Leidenschaftlichwidersynnig finden wir ein geniales Entschleunigungs-Werkzeug. Den MorgenKlick.

Der “MorgenKlick?” –

Sie schreibt dort heute:

“Was das ist?
Ganz einfach: nach einer langen Zeit, in der ich zu viel gearbeitet, zu schnell gelebt, mich zu viel um andere gekümmert und zu wenig auf mich aufgepasst habe, kam es wie es kommen musste: rien ne va plus. (nichts geht mehr)
Während ich mich wieder aufrappelte, erfand ich kleine Rituale, die mich zum Innehalten ” zwingen” und die mir schon längst lieb geworden sind.

Mein liebstes ist der besagte MorgenKlick: jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit
mache ich ein Foto…..meine Gedanken sind nicht schon im Büro, sondern begleiten meinen Blick auf der Suche nach einem guten Motiv.”

Es gibt inzwischen eine kleine Fangemeinde, die allmorgendlich auf das neue Foto warten.

Autistische Strategien gegen Reizüberflutung “müssen” klappen!

Da fällt mir noch eine andere Parallele ein: Aus der Autisten-Scene kenne ich die Praxis, sich dadurch zu stabilisieren, dass man die Welt quasi “nur noch” durch den Sucher einer Kamera betrachtet. Diejenigen nehmen dann die Kamera nahezu überall hin mit. Und wenn das nicht möglich sein sollte, denken sie viel daran, wie dieser oder jener Bildausschnitt wirken könnte. Ein prominentes Beispiel wäre Axel Brauns, der Filmemacher.

Warum ich das hier berichte? – Meine Idee ist an dieser Stelle, wie auch an anderen, dass häufig schwerer Betroffene die besten Kompensationskonzepte entwickeln. Autisten werden leicht von den auf sie einströmenden Eindrücken überflutet. Sie haben es an dieser Stelle viel schwerer als andere Menschen mit intakten Filtern.

Beim Ausschauhalten nach einem passenden Motiv sucht man nach “dem Augenblick”. Der “Augenblick” läßt uns innehalten. Der Strom der Eindrücke wird verlangsamt, gestoppt, zu Gunsten dieses einen Bildes bei dem wir verweilen. Einen Burnout entwickeln eher sehr gut funktionierende Menschen, die das Eilen der Zeit und die Flut der Eindrücke lange Zeit nicht als störend erlebt hatten. Nun müssen sie das Entschleunigen neu lernen. – Schauen wir bei denen, die es noch nötiger haben.
Ich finde den Morgen-Klick genial. Der Morgen-Klick löst aus dem Film des Lebens ein Bild heraus und stoppt die Zeit.

Rauchen ist gesund?!

Ähnlich genial ist es über den Tag weg 5 Zigaretten zu rauchen.

– Warum sollte Rauchen gesund sein?! –

Das Rauchen selbst ist es vielleicht nicht, aber die Pausen-Kultur der Raucher ist ein wertvolles Kulturgut, welches in Deutschland nun diskriminiert wird. Sie sind kein Raucher? Sie leiden an den ersten Anzeichen eines Burnout? – Dann machen Sie heute mal einen Versuch: Suchen Sie sich auf der Arbeit einen Raucher, und machen sie immer dann 5 Minuten Pause, wenn dieser seine nächste Raucher-Pause einlegt. Sie werden sehen wie gut das tut! Raucher haben einen Rhythmus im Leben, der besonders denen gut tut, die den Rhythmus aus Fokussieren und Defokussieren, aus Arbeiten und Feiern, aus Anspannung und Entspannung verloren haben.

Ich selber hatte nie das Durchhaltevermögen, über den Anfangsekel gegen Nikotin hinwegzukommen und gehöre so weiterhin zu den Nichtrauchern. Aber ich habe die Freiheit das Gute daran zu sehen. Wir brauchen in unserm Leben einen Takt, der uns vor dem Ausbrennen schützt. Koste es, was es wolle.

 

Ich gehe in allen Punkten total mit ihr eineig, abgesehen davon kenn ich das ja auch: Burnout 2006 und ADHS. Noch Fragen? :-)

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