lebenswert 5

photocasea4bz6fwb3 die hände
vor das gesicht halten
und die augen
nicht mehr aufmachen
nur eine landschaft sehen
berge und bach
und auf der wiese zwei tiere
braun am hellgrünen hang
hinauf zum dunkleren wald
und das gemähte gras
zu riechen beginnen
und oben über den fichten
in langsamen kreisen ein vogel
klein und schwarz
gegen das himmelblau
und alles
ganz still
und so schön
dass man weiss
dieses leben lohnt sich
weil man glauben kann
dass es das wirklich gibt

erich fried

5 thoughts on “lebenswert

  1. Reply diekreide Mai 3,2007

    die hände
    vom gesicht nehmen
    und die augen immer offen
    nur deine landschaft sehen
    berge, bach und baum und see
    und auf dem acker zwei gäule
    braun am gelbblumen hang
    hinauf zum grünen wald
    und den flieder zu riechen
    und oben über den fichten
    in langsamen kreisen ein adler
    gross und dunkel
    gegen das blau des himmels
    und alles wird still
    und alles ist so schön
    dass du weisst
    dieses leben lohnt sich
    weil auch du daran glaubst

  2. Reply putzteufel Mai 3,2007

    die hände vom gesicht nehmen
    und die augen wieder öffnen
    nur diese landschaft sehen
    berge, bach, baum und see
    und auf der löwenzahngesprenkelten wiese
    am hang hinauf zum grünen wald
    zwei braune rehe
    und den geruch
    von sonnenbeschienenen kiefernnadeln
    und frisch gemähtem gras
    riechen und tief inhalieren
    und oben über den bäumen
    in langsamen kreisen ein adler
    groß und dunkel sich abzeichnend
    gegen das kornblumenblau des himmels
    und alles ganz still
    und so wunderschön
    dass mir bewußt wird
    dieses leben lohnt sich
    weil es nicht nur ein glaube ist
    sondern wissen
    dass es das wirklich gibt

  3. Reply Bluetime Mai 3,2007

    danke euch zwei für diese eigenen interpretationen!

  4. Reply diekreide Mai 4,2007

    poetischer Putzteufel! Wie passt das zusammen?

  5. Reply putzteufel Mai 4,2007

    @ diekreide:

    Momente wie die oben beschriebenen machen mir das Leben tatsächlich lebenswert. Erich Fried hat meinem Empfinden Ausdruck verliehen und du hast mich mit deiner Interpretation angeregt, auch einen Versuch zu wagen.

    Ohne Vorlage wäre ich von selbst nicht auf diese Zeilen gekommen. Mit der poetischen Ader des Putzteufels ist es ehrlichgesagt gar nicht weit her.

    Hmm, dein Nickname läßt mich an den Wolf aus dem Märchen denken, der DIE KREIDE fraß, um seine Stimme zu verfälschen. Hüte dich also vor bösen Wölfen!

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