Vom Sinn des Schenkens 3

Falsche Ängste

Wie jede gute Tradition kann auch das Schenken verfälscht werden. Manche geraten in einen Geschenkstress. Sie setzen sich unter Druck, in der Adventszeit die richtigen Geschenke zu kaufen. Und vor allem haben sie beim Einkaufen Angst, ob der Beschenkte auch zufrieden ist mit dem Geschenk oder ob er selbst ihnen etwas schenken möchte, was mehr Geld kostet. Viele vergleichen ihre Geschenke mit dem Wert der Geschenke, die sie selbst bekommen. Doch auf diese Weise verkehren wir den Sinn des Schenkens ins Gegenteil.

Zuwendung zeigen

Das deutsche Wort „schenken“ heißt eigentlich: zu trinken geben. Wir kennen diesen Ursprung noch, wenn wir sagen, dass wir jemandem Wein einschenken. Ich gebe also dem, der durstig ist, etwas zu trinken. Ich beschenke nicht die, die sowieso schon zuviel haben, sondern die, die danach dürsten, die sich danach sehnen, beschenkt zu werden. Schenken ist eine zärtliche Zuwendung. Es setzt voraus, dass ich mich in den anderen hineindenke und mich frage, wonach er sich sehnt. Mein Geschenk soll seinen Durst stillen. Durst verbinden wir sprachlich mit unserem Bedürfnis nach Liebe: Wir dürs-ten nach Liebe, nach Zuwendung, nach Zärtlichkeit. Es geht also nicht darum, mit seinen Geschenken gut dazustehen, sondern sich dem anderen zuzuwenden und ihm das zu geben, was seinen Durst nach Liebe stillt. Schenken ist Ausdruck unserer Liebe und unseres Interesses am anderen. Es zeigt: Wir haben uns mit ihm beschäftigt, uns in ihn hineinversetzt. Wir sind ihm in unserem Fühlen und Denken nahe gekommen.

Geben ohne Erwartung

Das lateinische Wort für schenken heißt: donare. Es meint: unengeltlich geben, übergeben, überlassen. Schenken hat also nichts mit gegenseitiger Verpflichtung zu tun.

Quelle: Anselm Grün

3 thoughts on “Vom Sinn des Schenkens

  1. Reply rouge Dez 9,2007

    Naja, wir haben schon lange mit dem Schenken zu Weihnachten aufgehört. Was man dafür kriegt ist unglaublich viel besser: Eine stressfreie Weihnachtszeit ;-)

  2. Reply Menachem Dez 9,2007

    Die Schwierigkeit bei allem liegt glaube ich darin, nicht zu tun was Amseln Grün sagt, sondern was ich empfinde. Und da gut hineinzuspüren, was ist gesellschaftliche, dritte, christliche, moralische Allgemeinmeinung und was ist mein`s – das ist für mich authentisch und das heißt für mich – der Mut zu Fehlern.

  3. Reply Friedrich Hofko Mai 17,2010

    Geschenke sind Dinge die man sich nicht kaufen kann.

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